Ein Monat mit dem 9-Euro-Ticket
© LH Kiel
Derzeit gibt es nur wenige Themen in Deutschland, die so sehr diskutiert werden wie die Einführung des 9-Euro-Tickets. Bereits am Pfingstwochenende Anfang Juni hat das Ticket bundesweit zu übervollen Zügen und Bussen im Regionalverkehr geführt.
Das 9-Euro-Ticket gilt jeweils einen Monat während der drei Sommermonate Juni, Juli und August deutschlandweit für den gesamten Regionalverkehr. Wer also den ganzen Sommer im öffentlichen Regionalverkehr fahren will, zahlt 27 Euro. Nach der Idee der Bundesregierung soll es zu Zeiten immer höherer Spritpreisen allen Menschen im Land eine Alternative zum Auto-Verkehr bieten. Gleichzeitig sollen aber auch Menschen von den Vorzügen des ÖPNV überzeugt werden, die sonst vielleicht meist Auto fahren.
Ob das gut gelingt und die Menschen tatsächlich jetzt und zukünftig mehr ÖPNV fahren, lässt sich zu Beginn dieser drei Monate natürlich noch nicht sagen. Fest steht allerdings schon jetzt, dass der ÖPNV deutlich mehr genutzt wird – auch in Kiel.
Über die Hälfte der verkauften Tickets in Schleswig-Holstein wurden in der ersten Woche von der KVG und SFK verkauft.
In den ersten acht Tagen wurden in Schleswig-Holstein rund 70.000 Tickets verkauft. „Die KVG und SFK hatten daran einen Anteil von 38.000 Stück, also über die Hälfte“, sagt Andrea Kobarg, Pressesprecherin der KVG. Von den bisher bundesweit etwa 16 Millionen verkauften Tickets konnte die KVG bis Mitte Juni bereits über 75.000 Stück verkaufen. In den Bussen ist der Wochenabsatz jedoch um fast 70% gesunken, auch im Vorverkauf sinken die Umsatzzahlen deutlich.
Zusätzlich haben alle 12.204 Abonnenten der KVG das 9-Euro-Ticket. Den Abbuchungsbetrag für das Abo kürzt die KVG für die Monate Juni bis August 2022 automatisch auf 9 Euro pro Monat. Die Abonnent*innen brauchen nichts weiter zu unternehmen. Das Gleiche gilt auch für Besitzer*innen des NAH.SH-Jobtickets und des Semestertickets Schleswig-Holstein.
Die Fähren, Busse und Züge sind voller als gewöhnlich
All diese Zahlen bestätigen auch, was viele Menschen in den letzten Wochen wahrnehmen: Die Fähren, Busse und Züge sind voller als gewöhnlich. Auch die KVG und die SFK können bestätigen, dass alle Verkehrsmittel sehr gut genutzt werden, so Andrea Kobarg. Bei der SFK war die Nachfrage teilweise sogar so hoch, dass Fahrgäste beispielsweise am Fähranleger Reventlou nicht mitgenommen werden konnten. Einen gewissen Anteil an den vollen Fähren hat möglicherweise auch der entfallene Boardzuschlag, der sonst fällig wird, wenn man etwa vom Hauptbahnhof nach Laboe fahren will. Beim 9-Euro-Ticket ist er inklusive.
Nur für die Fahrradmitnahme braucht man weiterhin ein Fahrradticket für 4,50 Euro. Allerdings raten viele Verkehrsbetriebe davon ab, das eigene Fahrrad mitzunehmen. Besonders in den Zügen war so schon kaum Platz.
70 Prozent der Deutschen wünscht eine Verlängerung des Tickets
Wir dürfen gespannt sein, ob das 9-Euro-Ticket die Menschen dazu anregt, grundsätzlich ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. Vielleicht bleiben die Fahrgastzahlen im ÖPNV höher als vor der Einführung des Tickets. Die Diskussion nach einem Folgeangebot ist auf jeden Fall schon im vollen Gange. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für „Bild am Sonntag“ ergab, dass eine große Mehrheit von 70 Prozent der Deutschen eine Verlängerung des Tickets wünscht. Auch die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang hat sich inzwischen für ein Folgeangebot ausgesprochen Die Partei Die Linke hat sich der Forderung angeschlossen. Dagegen fordert Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP zunächst strukturelle Reformen beim ÖPNV.
Falls du das 9-Euro-Ticket noch nicht hast und eigentlich nur selten mit dem ÖPNV fährst, probiere es doch auch aus. Es gilt für den gesamten Nahverkehr, also Bus, Bahn und Fähren.
Wenn ihr weitere Fragen habt, könnt Ihr uns gerne direkt schreiben an kielmobil@kiel.de.