Busfahren wird günstiger in Kiel
© Imke Schröder/LHK
Zum 1. August werden in Kiel die Ticketpreise für den öffentlichen Nahverkehr gesenkt. Eine Einzelfahrtkarte für den Bus kostet in Zukunft nur noch 2,40 Euro anstatt der bisherigen 2,70 Euro. Auch 4-er Karten, Tages- und Kleingruppen- sowie Schülerkarten werden günstiger. Die Entscheidung geht auf einen Beschluss der Ratsversammlung zurück, die damit das Ziel verbindet, das Busfahren attraktiver zu machen und einen Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten.
Eigentlich fahre ich ja mit dem Rad zur Arbeit. Aber wenn es Bindfäden regnet, habe ich doch das Gefühl, irgendwie aus Zucker zu sein und möchte mit einem Dach über den Kopf gefahren werden. Dann steige ich in den Bus 91 und komme von Holtenau direkt zum Rathaus. 2,70 Euro zahle ich zurzeit für diesen Service. Das ist bezahlbar, dennoch kann ich mir vorstellen, dass der eine oder andere zu rechnen beginnt, wenn es tagelang regnet und dann statt dem ÖPNV doch eher das vermeintlich günstigere Auto nutzt.
Die Entscheidung zwischen Bus und Auto wird ab 1. August 2021 den Kieler*innen wesentlich leichter gemacht. Denn Busfahren wird ab 1. August in Kiel günstiger. In der Pressemitteilung der Kieler Verkehrsgesellschaft mbH (KVG) heißt es:
Die Umsetzung bedeutet konkret eine Herabsetzung dieser Fahrpreise für die Zone 4000 plus Schilksee.
„Um den ÖPNV mit der Verkehrswende in der Landeshauptstadt nachhaltig attraktiv zu gestalten, hat die Kieler Ratsversammlung den Wunsch nach einer Fahrpreissenkung im Bartarif und bei den Tickets für Schüler*innen und Azubis in 2021 formuliert. Die Umsetzung bedeutet konkret eine Herabsetzung dieser Fahrpreise für die Zone 4000 plus Schilksee. Da im SH-Tarif ansonsten die Fahrpreise durchschnittlich um 0,88 Prozent erhöht werden, ist es eine sog. Insellösung für Kiel.“
Konkret heißt das, dass Einzelkarten, 4-er Karten, Tages- und Kleingruppen- sowie Schülerkarten ab 1. August in Kiel weniger kosten. So sinkt beispielsweise der Preis der Einzelkarte für Erwachsene um 30 Cent auf 2,40 Euro, der Preis der Einzelkarte Kind sinkt auf 1,50 Euro. Besonders günstig wird die Monatskarte für Schüler*innen und Azubis im Abo: sie wird knapp 30 Prozent billiger und kostet fortan 30,00 Euro, das entspricht 1 Euro pro Tag.
Zum Glück sollen die neuen Fahrpreise zunächst bis zum 31. Juli 2024 gelten.
Schade nur, dass der 1. August 2021 ein Sonntag ist. Sonst hätte ich angesichts dieser guten Nachrichten trotz Sonnenschein für den Weg zur Arbeit mein Rad stehen gelassen, wäre in den Bus gestiegen und hätte so die ersten 30 Cent gespart. Aber zum Glück sollen die neuen Fahrpreise zunächst bis zum 31. Juli 2024 gelten. Ich werde also noch jede Menge Möglichkeiten haben, auch bei leichtem Nieselregel das „Ich-bin-aus-Zucker-Argument“ zu zelebrieren und mit dem Bus zu fahren. Und das Beste wäre, es würden noch viele andere Kieler*innen mitmachen, ihr Auto stehen lassen und günstig Bus fahren. Erst dann hat sich die Investition in günstigere Fahrpreise richtig gelohnt.
Mehr Infos zu den Fahrpreisen der KVG gibt es hier: www.kvg-kiel.de.
Hallo,
Fahrpreise zu senken ist ja erst einmal schön. Trotzdem kann ich mich hierbei nicht so sehr freuen. Die Attraktivität für den ÖPNV soll gesteigert werden. Aber gelingt das mit 30 Cent weniger für den Einzelfahrschein? In meinen Augen nicht. Volle Busse, zum Teil lange Umsteigezeiten etc. werden den potentiellen Autofahrer wohl kaum dazu bewegen seine Bequemlichkeit (Auto) mit einem vollen Bus zu tauschen. Und wenn er es doch mal versucht und beim Umsteigen seinen Bus verpasst hat, im Regen auf den nächsten warten muss… dem sind die 30 Cent auch egal und er nutzt beim nächsten Mal wieder sein Auto. Zumal es ja sowieso vor der Tür steht und per se Geld kostet, auch wenn es nicht benutzt wird. Daher sollte man erst gute Alternativen schaffen, wie z.B. eine attraktive Stadtbahn, die auch ein Mehr an Qualität liefert, die im kurzen Takt fährt und auch einen Sitzplatz bietet, da die Bahn größer als ein Bus ist. Bei der Fahrpreissenkung sind leider auch die Monatskartenbesitzer (mit und ohne Abo) vergessen worden. Diese Gruppe sorgt für eine regelmäßige Auslastung des ÖPNV und der Fahrgeldeinnahmen und sind damit auch als treue Kunden anzusehen. Aber treuen Kunden wird ab 01. August statt einer Vergünstigung eine Fahrpreiserhöhung zugemutet. So geht man aber nicht mit treuen Kunden um. Denn auch sie könnten dann auf die Idee kommen aufs (vermeintlich) günstigere Auto umzusteigen. Und das wäre dann kontraproduktiv…
Vielen Dank für Ihre Anmerkungen; Sie benennen klar die Vorteile eines hochwertigen Systems, die in die Planungen für ein solches mit einfließen. Die Ermäßigung der Einzelfahrpreise – und auch der Schüler-Abonnements – war ein erster Schritt. Häufig lässt sich nicht sofort für alle Kundengruppen eine Verbesserung erreichen. Wir arbeiten aber kontinuierlich daran, den Stadtverkehr leistungsfähig und für alle Mitfahrenden leistbar zu halten. Freundliche Grüße – das Team von kielmobil
Ich finde es richtig und wichtig – vor allem als Signal an die Bevölkerung – dass Fahrpreise auch gesenkt werden können, wenn die Politik hinter einer gewissen Mobilitätsagenda steht. Ich denke aber noch weiter und würde mir dahingehend viel mehr Aktion wünschen – seitens der Landeshauptstadt, seitens der Politik und seitens der KVG selbst und vor allem im Zusammenschluss letzten Endes auch durch den NAH.SH. Hier ist beispielsweise das neue Jobticket, was mich für 2,50€ durch Kiel fahren lässt unschlagbar. Aber es ist eben noch Luft nach oben.
Der Tarifdschungel im SH-Tarif wird einfach nicht besser – es ist intransparent, wie Preise zusammengesetzt werden – auch teilweise in den Kieler Tarifzonen ist das alles sehr undurchsichtig. Theoretisch darf ich mit meinem Fahrschein von Zone 4000 nach Zone 4000 nicht einmal nach Schilksee fahren und müsste da ein Extraticket lösen, wobei es rein rechnerisch so ist, dass sich eine Einzelfahrt von Kiel nach Schilksee jetzt nicht von einer Einzelfahrt innerhalb der Zone 4000 unterscheidet. Fahrer sind da oft überfragt, ob ich das Extraticket nun noch bezahlen muss oder nicht. Andererseits wiederum gelten Heikendorf, Schönkirchen sowie Schwentinental als Preisstufe 2, was bedeutet, dass derselbe Preis gilt wie innerhalb der Zone 4000, trotzdem unterscheidet sich die Fahrkarte von der nach Schilksee und auch hier muss ich für Raisdorf bspw. oft extra zahlen. Es ist ein Wirrwarr für viele Menschen, weil es intransparent ist.
Zu guter letzt muss ich hier noch festhalten, dass es wünschenswert wäre, wenn Kiel als Landeshauptstadt mit den VRK-Zonen ein Vorreiter für eTicketing in SH werden würde. Der NAH.SH sieht da leider keine Bedarfe, doch ich muss sagen, dass trotz aller Digitalisierung ein Abo-Handyticket einfach zu unbeständig ist (Akkulaufzeit des Geräts, Zustand des Geräts, Internetversorgung etc.) und ich aber auch nicht jeden Monat eine neue Papierkarte haben möchte. Ein eTicket in Form einer Chipkarte wäre dazu eine super Alternative. Die Startfinanzierung mag enorm sein, aber langfristig gesehen sprechen viele Faktoren für ein eTicket – u.a. einfache Bezahlweise, papiersparend, robust, vielseitig einsetzbar. Der NAH.SH wollte ursprünglich die SH Card zu einem eTicket umarbeiten, hat das aber verworfen und das finde ich sehr schade, denn ich sehe eindeutig einen viel größeren Mehrwert in einem eTicket als in einem Handyticket – vor allem auch im Hinblick auf die Nutzung SÄMTLICHER Bevölkerungsgruppen, die über ein Handyticket von der Moderne quasi wiederum ausgeschlossen werden. Vielleicht wäre das ein neues Projekt für Kiel: Die KielMOBIL-Card! 😉
Sehr geehrter Herr Kneisel,
danke für Ihre Anregungen.
Den Anteil des ÖPNV am individuellen Mobilitätsverhalten zu steigern steht im Vordergrund der Tarifabsenkung in Kiel. Hierzu ist in Vorbereitung auch stetig das Angebot in der Landeshauptstadt Kiel ausgeweitet worden. Die Vereinfachung des Tarifes in der Anwendung ist auch für uns ein Ziel, was aber aufgrund der Komplexität eines landesweiten Tarifes nicht einfach umzusetzen ist und daher noch etwas Zeit benötigt.
Die aus der Tarifhistorie gewachsene Struktur mit dem kostenfreien Überlappungsbereich in der Preisstufe 2 anstelle der Bepreisung mit der Preisstufe 3 im VRK-Gebiet ist ein Angebot, welches den ÖPNV gerade für die Pendler aus dem Umland attraktiver weil preiswerter macht. Durch den relationsbezogenen Tarif ist im Vorwege ein Auseinandersetzen mit dem Tarif erforderlich, das ist leider nicht änderbar. Hierzu bietet die KVG aber über das Info-Telefon, die Beratung in der Servicestelle im Umsteiger, unter http://www.kvg-kiel.de und den Tarifinformationen in Papierform Möglichkeiten der Informationsgewinnung für die Entscheidung über die persönlich am besten nutzbare Fahrkarte.
Auch die KVG freut sich, wenn neben dem möglichen Erwerb von Einzelfahrscheinen mit der NAH-SH App die Monatskarten im Abo wie z.B. beim landesweiten Semesterticket in der NAH.SH App dargestellt werden. Dann würde für diejenigen, die es nutzen möchten, der Papierversand entfallen und unsere Abonnenten könnten stattdessen ihr Smartphone nutzen. Leider konnte dies bislang nicht realisiert werden, ist aber weiterhin in Planung. Die von Ihnen genannte Lösung eines alternativen Mediums wie einer Chipkarte ist im Wesentlichen aus den von Ihnen selbst genannten Gründen im SH-Tarif nicht umgesetzt worden. Und eine Insellösung nur für die KVG können wir in einem landesweiten Tarif nicht realisieren, da der Fahrgast Fahrkarten für den gesamten Tarifbereich bei uns erwerben kann und diese dann ja auch in allen teilnehmenden Verkehrsmitteln funktionieren müssen.
Aber bei einer Entscheidung zu einer landesweiten Lösung wird diese natürlich auch bei der KVG umgesetzt.
Freundliche Grüße, Andrea Kobarg