Das E-Bike rollt,
das Auto ruht
© Landeshauptstadt Kiel
Ein Erfahrungsbericht von Silke Stolze – aufgeschrieben von Kerstin Graupner
Acht Kilometer liegt Silke Stolzes Wohnort vom Rathaus entfernt. Acht Kilometer hin und acht Kilometer zurück. Jeden Tag – fast. Bei Wind und Wetter. Viele Jahre lang hat die Mitarbeiterin im Büro des Oberbürgermeisters dafür das Auto genommen. Radfahren war ihr zu anstrengend. „Völlig verschwitzt morgens im Büro anzukommen und dann abends völlig erschöpft wieder aufs Rad zu steigen, nein, das schien mir zu umständlich“, erzählt die Dietrichsdorferin.
Dann entdeckte sie bei Freunden das E-Bike und war total begeistert. „Irgendwie hatte ich bei einer Probefahrt das Gefühl, dass es einfacher ist, auch in schwierigen Lagen das Gleichgewicht zu halten und natürlich bergauf zu fahren“, sagt sie. Es dauerte aber noch eine ganze Weile bis die Mutter zweier erwachsener Söhne dann tatsächlich ein E-Bike kaufte. „Ich musste lange sparen, bis ich es mir endlich leisten konnte“, erzählt sie.
Seit einem Jahr aber nun steht Silke Stolzes Autos fast nur noch in der Garage. Früh um halb sieben schwingt sie sich stattdessen auf ihre „Kieler Manufaktur“ und macht sich auf den Arbeitsweg. „Der Tag ist um diese Uhrzeit noch so ungebraucht, es sind kaum Autos unterwegs, die Vögel zwitschern, die Möwen schauen verschlafen in die Welt und die Natur wirkt so jungfräulich“, genießt die Radlerin den Arbeitsweg.
Aber als Radfahrerin kann ich jeden Stau auf der Straße umfahren
Ihre acht Kilometer hat sie sich dabei gut eingeteilt. Geht es geradeaus, fährt sie ohne Motorpower. Geht es bergauf, dann schaltet sie die Stufe „Tour“ zu. „Ich will ja Muskeln und die Kondition stärken“, sagt sie. Manchmal ärgert sie sich über Glasscherben auf dem Radweg oder über Autofahrer, die auf Radwegen parken. „Aber als Radfahrerin kann ich jeden Stau auf der Straße umfahren und bin so oft schneller im Büro als mit dem Auto“, sagt sie.
Bild: Landeshauptstadt Kiel
Fahrrad zu fahren hat Silke Stolze schon immer geliebt. „Aber als die Kinder kamen, war ich mit dem Auto einfach flexibler und schneller. Damals gab es ja auch noch gar keine Lastenräder und auch kein E-Bike. So habe sie das Radfahren viele Jahre lang komplett vernachlässigt“, bedauert sie.
Ganz schnell ist der Kopf wieder frei und ich komme entspannt zu Hause an.
Im Büro klingelt bei Silke Stolze ununterbrochen das Telefon. Sie koordiniert Termine, muss zwischendurch den Oberbürgermeister kurz abpassen, um ihn prägnant zu informieren, beantwortet Mails, telefoniert mit der Verwaltung, um Vorbereitungen abzufordern und hat manchmal Mühe inmitten des hektischen Tagesgeschäfts, eine Mittagspause einlegen zu können. Wenn sie dann gegen 17 Uhr das Büro verlässt, freut sie sich auf ihre Radtour nach Hause. „Manchmal mache ich dann noch einen Ausflug zur Kiellinie, fahre mit der Fähre über die Förde und genieße die Feierabendstimmung mit Möwengeschrei und Abendsonne. Ganz schnell ist dann der Kopf wieder frei und ich komme trotz der Büro-Hektik relativ entspannt zu Hause an.“
Radfahren ist nicht nur gut für die Gesundheit. Silke Stolze schaut auch auf die Geldbörse und den ökologischen Fußabdruck. Mit 16 zurückgelegten Kilometern pro Tag auf dem Rad statt im Auto spart sie 2,23 Kilogramm CO2 und 5,76 Euro. Trotz dieser positiven Bilanz hat sie ihr Auto noch nicht abgeschafft. Noch will sie es zum Einkaufen und für weite Fahrten behalten. Doch schon jetzt steht es meist ungenutzt in der Garage. Silke Stolze ist sich sicher: „Mir das E-Bike zu kaufen und damit regelmäßig zur Arbeit zu fahren, war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.“
Titelbild: Landeshauptstadt Kiel