Mobilitätswende liegt im Trend
© Malten Rose
Die große Mehrheit der Norddeutschen ist bereit, das Auto stehen zu lassen und stärker den ÖPNV zu nutzen. Dafür muss allerdings die Infrastruktur stimmen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Förderbank KfW. Ein gutes Signal für die Mobilitätswende.
Für 75 Prozent der deutschen Haushalte, die regelmäßig ein Auto nutzen, ist ein Wechsel auf Bus oder Bahn vorstellbar. Im Norden, in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Bremen, sind es sogar 83 Prozent. Und immerhin 68 Prozent der Haushalte in Deutschland können sich einen Wechsel auf das Fahrrad vorstellen. So steht es im Energiewendebarometer, das die Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) kürzlich veröffentlicht hat. Dabei wurden 4000 Haushalte deutschlandweit zu Themen des aktuellen und künftigen Einsatzes energiewende-relevanter Technologien befragt, auch im Verkehrsbereich.
20 Prozent der Treibhausgasemissionen fallen deutschlandweit im Verkehrssektor an. Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen sind im Wesentlichen die konsequente Elektrifizierung des Pkw-Verkehrs aber auch der Ausbau der ÖPNV-Angebote sowie eine verbesserte Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur.
Pkw werden derzeit insbesondere auf dem Land und in schlecht angebundenen Regionen intensiv genutzt – aus Mangel an Alternativen. Im Durchschnitt entfielen auf einen Privathaushalt im Jahr 2020 1,14 Pkw. Ungefähr ein Drittel der Haushalte nutzt den Pkw täglich (33,9 Prozent). In Landgemeinden ist die Anzahl der Pkw je Haushalt (1,64 Fahrzeuge pro Haushalt) und der Anteil der Haushalte, die täglich einen Pkw nutzen, etwa doppelt so hoch aus wie in Großstädten. In Großstädten wird der Pkw nur von einem Fünftel der Haushalte täglich genutzt, rund 36 Prozent haben gar kein Auto. In ländlichen Gegenden ist dagegen der Anteil der Elektroautos höher aus (11 Prozent) als in städtischen Regionen (7 Prozent).
Für eine erfolgreiche Mobilitätswende muss also noch an einigen Stellschrauben gedreht werden – mit unterschiedlichen Lösungen für Stadt und Land, so die KfW. Voraussetzung für eine stärkere Nutzung des ÖPNV anstelle vom Auto sind für 63 Prozent der Befragten eine bessere Anbindung, für 49 Prozent sind es geringere Kosten und für 19 Prozent mehr Komfort. Während im ländlichen Raum das eigene Auto immer noch das dominierende Verkehrsmittel ist und daher der Schwerpunkt klar auf einer besseren Anbindung liegt (71 Prozent), ist im urbanen Raum der Kostenaspekt entscheidend (58 Prozent).
Auch beim Fahrradverkehr wünschen sich die Befragten Verbesserungen. So würden 54 Prozent der Haushalte bei einer besseren Infrastruktur das Fahrrad stärker nutzen, für 45 Prozent müsste sich hierfür die Kombinierbarkeit mit dem ÖPNV verbessern. Die Anschaffung eines E-Bikes wäre für fast 28 Prozent der Haushalte für einen Umstieg entscheidend. Laut Energiewendebarometer 2021 zeigen sich bei diesen drei Aspekten keine spürbaren Unterschiede zwischen Stadt und Land. Das Fahrrad hat somit auch auf dem Land Potenzial, eine tragende Säule der Mobilitätswende zu werden.