5 Tage, 5 Spaziergänge
© Frank Peter
Online-Dialog, Bürger*innenforum und Trassenspaziergänge: Die Kieler*innen können sich derzeit auf viele verschiedene Arten in die Planung eines neuen, zukunftssicheren ÖPNV einbringen. Am Montag starteten die Trassenspaziergänge, bei denen die Planer*innen vor Ort den Linienverlauf von BRT oder Tram erläuterten und Hinweise und Ideen von Anwohner*innen aufnahmen. Hier findet Ihr eine Reportage vom Spaziergang durch die Wik.
Pläne wurden ausgelegt, Abbildungen der Holtenauer Straße mit einem zukünftigen ÖPNV-System hochgehalten – und vor allem viel diskutiert. Der erste Trassenspaziergang lockte bei bestem Frühlingswetter rund 60 Interessierte in die Wik. Startpunkt war am Belvedere – dort wo noch Schienen der alten Kieler Straßenbahn liegen.
Wie unterscheiden sich eine neue Tram von einem BRT-System, dem zweigelenkigen Bus auf eigener Fahrspur? Muss nur für die Tram die Straße umgestaltet werden? Und kann das BRT einfach die heutigen Busspuren nutzen? Und wo genau wird eines von beiden langfahren?
Auf dem Weg von Düvelsbeker Weg bis Prinz-Heinrich-Straße beantworteten die Planer*innen aus der Stabsstelle Mobilität, dem Stadtplanungsamt, Tiefbauamt und dem städtischen Eigenbetrieb Beteiligungen sowie vom Büro Ramboll die Fragen der Teilnehmer*innen und erläuterten gut zwei Stunden lang, wie sich die nördliche Holtenauer Straße durch das neue ÖPNV-System verändern wird. Ende des Jahres entscheidet die Kieler Ratsversammlung darüber, ob eine Tram oder ein BRT-System zukünftig durch die Landeshauptstadt fährt, und wie das Netz für das neue System aussehen wird.
Manche Fragen waren schnell zu beantworten: „Bei beiden Systemen wird es Baustellen geben müssen“, erklärte Holger Wesselmann von der Stabsstelle Mobilität. Denn auch das BRT wird auf einer eigenen Fahrspur unterwegs sein, die wegen des Gewichts der Fahrzeuge nicht aus normalem Asphalt, sondern wahrscheinlich aus Beton sein muss. Damit – wie bei der Tram – im laufenden Betrieb dann möglichst keine weiteren Baustellen mehr anfallen, müssen die Leitungen unter der Fahrbahn vorher verlegt werden. „Und das wird die meiste Zeit beim Bau in Anspruch nehmen“, so Wesselmann.
Andere Fragen ließen sich am besten mit Bildern erklären, etwa wie sich die Holtenauer Straße verändert könnte. Hierfür hatten die Planer einige Zeichnungen mitgebracht, die deutlich machten, wie sich der Straßenraum neu aufteilt. Es wird weiterhin möglich sein, auch mit dem Auto, dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs zu sein. Aber nicht alle werden den gleichen Platz haben wie bisher. „Der Straßenraum ist endlich“, sagte Wesselmann.
Eine Skizze zeigt, wie die Ecke Holtenauer Straße und Mercatorstraße zukünftig aussehen könnte. Quelle: Ramboll
Nicht nur weil auch die alte Linie 4 durch die Holtenauer Straße fuhr, kamen bei manchen Teilnehmer*innen Erinnerungen an die alte Kieler Straßenbahn auf. Wird ein neues System so ähnlich sein? Gerade beim Thema Barrierefreiheit und Lärmentwicklung war die Antwort der Planer ein: „Nein. Zwar quietschen auch moderne Systeme vielleicht mal, wenn sie um die Kurven fahren“, erläuterte Nils Jänig, Projektleiter der Firma Ramboll. Das liege schlicht am Aufeinandertreffen von Metall auf Metall. „Aber dem kann man leicht entgegenwirken.“ Zum einen dadurch, dass in Kiel eher sanfte Kurvenverläufe geplant sind. Zum anderen seien moderne Schienensysteme so ausgerüstet, dass in engen Bereichen die Schienen feucht gehalten werden und das Quietschen so verhindert wird. Und barrierefrei werde das neue System selbstverständlich geplant. Die Barrierfreiheit sei an den Haltestellen sogar deutlich besser als bei den heutigen Bussen, so die klare Antwort von Jänig.
Wer auch mit den Planer*innen des neuen ÖPNV-Systems ins Gespräch kommen und seine Hinweise und Ideen zur Planung loswerden möchte, hat dazu noch Gelegenheit. Am Freitag, 13. Mai, geht es beim letzten Trassenspaziergang durch Mettenhof. Treffpunkt ist um 17 Uhr Stockholmstraße/Ecke Skandinaviendamm, bei der Tankstelle. Der Spaziergang dauert etwa zwei Stunden.
Auch digital gibt es die Möglichkeit, Rückmeldungen zur Planung zu geben: Bis zum 18. Mai läuft noch unsere Online-Dialog auf kiel.de/mobil. Hier könnt Ihr Eure Rückmeldungen unter anderem direkt auf den aktuellen Plänen markieren. Alle digitalen und analogen Rückmeldungen werden an die Planer*innen weitergegeben und geprüft.