Vollelektrisch über die Förde.
© LH Kiel, Imke Schröder
Ab Juni wird die erste vollkommen elektrische Fähre an der deutschen Küste ihren Betrieb aufnehmen – die „Düsternbrook“. Sie wurde am 25. Mai 2021 getauft, ist knapp 25 Meter lang und gleitet im Vergleich zu ihren Vorgängern fast geräuschlos über die Kieler Förde. Sie kann etwa zehn Stunden mit einer Batterie-Ladung fahren und dabei bis zu 140 Personen und 60 Fahrräder mitnehmen. Auf der Schwentinelinie F2 zwischen dem West- und Ostufer läutet sie eine neue Ära ein.
Meine Lieblingsfähre ist eigentlich die „Adler I“. Morgens und abends schiebe ich mein Rad auf den „schwimmenden Schuhkarton“, grüße den Kapitän mit einem freundlichen „Moin“, kann man ja früh und abends sagen, und genieße die kostenlose Fahrt über den Nord-Ostsee-Kanal. Wenn ich Freundinnen und Freunden aus Hamburg von meinem Arbeitsweg erzähle, werde ich neidisch angeschaut. Keine Parkplatzsuche, frische Meeresluft, schönster Ausblick und selbst bei Regen fühlt sich das Ganze wie Urlaub an.
Die neue Fähre „Düsternbrook“ ist im Vergleich zur „Adler 1“ wesentlich moderner, umweltfreundlicher, größer und komfortabler. Für seine Rundreise Reventlou-Wellingdorf-Reventlou verbraucht das blau-weiß-rote Schiff rund 20 Kilowattstunden und kostet für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen plus Rad einen Euro. Die „Düsternbrook“ wird künftig gemeinsam mit der Plugin-Hybrid-Fähre „Gaarden“ die Förde befahren. Aktuell entstehen die „Friedrichsort“ und die „Wik“ in Holland. Die „Schilksee“ soll 2024 folgen. All diese neuen Fähren haben ein Ziel: Die Mobilitätswende in Kiel voranzutreiben.
Wasser statt Straße für den Weg zur Arbeit – das vermeidet Staus, ist umweltfreundlich und macht vor allem viel mehr Spaß. Fähren sind nicht nur was für Tourist*innen. Sie bieten sich als umweltfreundliches Verkehrsmittel für den Alltag unbedingt an. Und noch was kann der permanente umweltfreundliche und bezahlbare Fährverkehr leisten – er kann Ost- und Westufer miteinander verbinden.
Noch bin ich mit der neuen „Düsternbrook“ nicht gefahren. Von außen sieht sie schick aus, von innen auch. Viel Platz für Räder, barrierearm und kein Ausflugdampfer. Ich werde sie ausprobieren, nicht als Touristin, sondern im Alltag, wenn ich vom Westufer ans Ostufer muss und mein Rad mitnehmen will. Und ich werde sie ganz bestimmt mögen.
Trotzdem weiß ich schon jetzt: Die „Adler 1“ bleibt meine Lieblingsfähre.