
Mit dem Deutschlandticket Bus und Bahn nutzen und ergänzend auf die Sprottenflotte umsteigen, um ans gewünschte Ziel zu kommen. Foto: LH Kiel/ Christoph Edelhoff
Eine Auswertung von Mobilfunkdaten durch O2 Telefónica scheint tatsächlich das zu bestätigen, was die Politik sich von der Einführung des Deutschlandtickets erhofft hat: eine stärkere Nutzung von Zügen. Im Juni gab es im Vergleich zum April über ein Viertel mehr Zugreisen von mehr als 30 Kilometern.
Die Macher*innen der Auswertung sprechen von einer „wahrnehmbaren Verlagerung von der Straße auf die Schiene“. Katrin aus Kiel steht beispielhaft für diese Entwicklung. Die Diplom-Psychologin befindet sich in der Ausbildung zur Psychotherapeutin und pendelt zwei Mal die Woche zu ihrem Ausbildungsinstitut nach Hamburg. „Das Deutschlandticket ist für mich ein Gamechanger“, so die 31-Jährige.
Ein wichtiger Baustein zum Umdenken
Der Vorteil liegt auf der Hand: Wollte man zwei Mal die Woche nach Hamburg mehr oder weniger bequem mit der Bahn pendeln, musste man zwei Mal das Schleswig-Holstein-Ticket erwerben. Kostenpunkt als Alleinreisende: 29 Euro pro Ticket – ganze 58 Euro in der Woche, knapp 240 Euro im Monat. Einen monetären Vorteil im Vergleich zum Pkw dürfte das trotz aktueller Spritpreise nur in wenigen Fällen darstellen. „Da fiel der Griff zum Autoschlüssel oft leichter“, gibt Katrin zu, „auch wenn das schlechte Gewissen natürlich mitfährt.“
Bahn oder Auto? Diese Frage stellt sich seit Mai für die Psychologin nicht mehr. Mit 49 Euro im Monat zahlt sie nur noch einen Bruchteil ihrer vorherigen Pendelkosten. „Die Bahn wird quasi zur selbstverständlichen Option“, erklärt sie. Auch die Sprottenflotte kommt dann auf dem Arbeitsweg ergänzend als Verkehrsmittel zum und vom Kieler Hauptbahnhof zum Einsatz. „Mein eigenes Fahrrad lasse ich nicht gerne am Bahnhof stehen“, sagt Katrin. Die Umwelt bedankt sich – grob überschlagen spart die Kielerin auf diese Weise 120 Liter Benzin ein, was etwa 280 Kilogramm Kohlenstoffdioxid entspricht.
Doch neben den rationalen Abwägungen sieht sie weitere Vorteile des Deutschlandtickets. „Zu wissen, dass ich in ganz Deutschland den Nah- und Regionalverkehr nutzen kann, ist einfach eine attraktive Perspektive“, so Katrin. Wenn sie ihre im gesamten Bundesgebiet verteilten Freund*innen besucht, braucht sie in der fremden Stadt kein extra Nahverkehrsticket kaufen. „Das mag ein unscheinbares Argument sein“, sagt die 31-Jährige und führt fort „doch es vereinfacht solch kleinen Trips ungemein.“ Für den Weg in die fremde Stadt würde sie sich dabei jedoch nach wie vor ein ICE-Ticket kaufen.
„Das Deutschlandticket ist ein wichtiger Baustein zum Umdenken“, zieht Katrin ein Fazit. Auf das Angebot würde sie keinesfalls mehr verzichten wollen.