Kiel eröffnet neue Wege der Mobilitätskultur
© Florian Kahl
Die Mobilitätsstation ist so etwas wie das Schweizer Taschenmesser der Mobilitätswende: Sie bietet für alle Bedürfnisse das passende Werkzeug und kombiniert verschiedene Verkehrsmittel an einem Ort. Etwa 50 dieser Stationen durchziehen bald das Stadtbild – und machen das Umsteigen auf und die Nutzung von klimafreundlichen Alternativen zum Auto attraktiver und einfacher.
Wer umweltbewusst unterwegs ist, nutzt oft nicht nur ein Verkehrsmittel. Den Wechsel zwischen Fahrrad, Fähre, Bus, einem Carsharing-Wagen oder einem anderen Mobilitätsangebot erleichtern in Kiel zukünftig Mobilitätstationen. Hier werden zahlreiche Angebote gebündelt.
Das 2016 beschlossene Konzept war der Startschuss: Nach der Entwicklung eines Gestaltungskonzeptes und der Planung bereichern seit 2020 die ersten Mobilitätsstationen das Kieler Stadtbild. „Dass das Konzept nun auf die Straße kommt, bringt uns dem Ziel, weniger Autos in der Innenstadt zu haben, näher“, erläutert die Projektleiterin im Tiefbauamt Anja Kreißler. Neue Orte zu kreieren, an denen nachhaltige Mobilität in einheitlicher Qualität verfügbar und zugänglich sei, erleichtere die Auffindbarkeit aller Mobilitätsangebote.
Die Schaffung eines nachhaltigen Mobilitätsangebotes in der gesamten Stadt bietet auch andere Chancen: So erfolgt häufig die Neugestaltung ganzer Plätze, die dadurch an Attraktivität gewinnen. „Dabei beteiligen sich sowohl Stadtplanungs- als auch Grünflächen- und Umweltschutzamt und andere mehr“, schildert Kreißler. „Es ist die Infrastruktur, die beim Thema Mobilitätswende an erster Stelle kommt“, ist sich auch Eyke Bittner sicher, der als Projektleiter des Velocampus-Projektes im Tiefbauamt den Aufbau der Mobilitätsstationen an den Fähranlegern Dietrichsdorf und Reventloubrücke begleitet. Im Gespräch erläutern beide das Konzept und die Ziele hinter den Stationen.
Wir schaffen Orte, die Mobilität vereinfachen und bündeln – damit eröffnen wir eine ganz neue Mobilitätskultur.
Mobilitätsstationen sind Orte, an denen Verkehrsmittelangebote gebündelt verfügbar sind. Sie entstehen häufig an Haltepunkten des öffentlichen Nahverkehrs – und verteilen sich auf das ganze Stadtgebiet. An den Kieler Stationen finden sich immer sichere Radabstellplätze, kostenfreies W-Lan und eine Luftpumpe. Aber auch eine SprottenFlotte-Station, Carsharingpunkte oder eine Abstellfläche für E-Scooter werden wenn möglich eingeplant. Pendler*innen erleichtern abschließbare Fahrradhäuschen den Umstieg in den städtischen ÖPNV. Für 7 Euro im Monat können sie ein Fahrrad an Mobilitätsstationen sicher abstellen – damit bleibt nachhaltige Mobilität auf Teilstrecken für alle erschwinglich. Aber auch in der Freizeit, ob mit Besuchern oder den Kindern, wollen Mobilitätstationen Kieler*innen Möglichkeiten eröffnen, klimafreundlich – mit Kind, Kegel oder Einkäufen – von einem Ort zum nächsten zu gelangen.
Ein ganzes Netz der Stationen soll die Landeshauptstadt durchziehen, damit die Wahl und Verfügbarkeit gemischter Verkehrsmittel den Kieler*innen hilft, nachhaltig das Stadtgebiet zu durchmessen. Ausgewählt und erweitert wird die Liste der Standorte entsprechend den Quartiersplanungen, nach Bürgeranregungen und durch die Ortsbeiräte, mit denen sich die Verwaltung eng abstimmt. Zunächst entstanden vier Stationen an Haltepunkten der Bahn und der E-Bus-Endhaltestelle in Suchsdorf am Rungholtplatz. Aber auch am Tilsiter Platz wird zurzeit eine der modularen Stationen errichtet.
Es ist die Infrastruktur, die an erster Stelle kommt.
Die Umgestaltung des östlichen Teils des Wilhelmplatzes, an dem es schon jetzt Carsharing-Angebote und eine Elektroladesäule gibt, ist zurzeit in Planung. Hier wird der gesamte an der Stephan-Heinzel-Straße befindliche Seitenplatz betrachtet – und durch mehr Grünbestand und sogar eine kleine Außengastronomie aufgewertet. Außerdem sind dort gebündelt an der Mobilitätsstation ein Standort der SprottenFlotte, E-Scooter-Parkflächen, eine E-Auto-Ladesäule, sowie ein Fahrradunterstand und zwei abschließbare Fahrradhäuschen geplant. Im nächsten Jahr soll diese Umgestaltung abgeschlossen werden.
Die Mobilitätsstationen sind für Bürger*innen am immer gleichen Design, das in Zusammenarbeit mit der KielRegion eigens entwickelt worden ist, erkennbar. Das jeweilige Angebot und Aussehen hängt auch vom Standort ab. Häufig werden – wie am Wilhelmplatz beispielsweise – mit dem Bau der Mobilitätsstationen auch Plätze umgestaltet und deren Aufenthaltsqualität erhöht. Dies erfolgt in Abstimmung mit anderen Ämtern und unter Beteiligung der Ortsbeiräte. Was für Elemente an einem Ort verfügbar sind, erkennen Nutzer*innen auf der immer vorhandenen Stele, auf der die verfügbaren Optionen als Symbole abgebildet sind.
Wie genau, das wird im Film erklärt.
Fotos: Florian Kahl