Kiel bewegt sich.
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Im zweiten Teil unserer Antworten auf Eure Fragen aus dem „Planungsupdate – digital“ stehen nochmal Fragen zum künftigen Trassenverlauf und zur Mobilitätswende insgesamt im Vordergrund. Weil die Zeit in den Planungsupdates im Juni nicht reichte, um alle Fragen zu beantworten, haben wir sie gesammelt und beantwortet. In zwei Teilen haben wir sie nun zum Nachlesen hier auf dem Blog veröffentlicht.
Mehr als 100 Fragen haben wir beim „Planungsupdate – digital“ und anschließend bei den beiden Dialogformaten „Planungsupdate – nachgefragt“ gesammelt. Für uns von der Stabsstelle Mobilität der Landeshauptstadt Kiel als auch für die Planer vom Büro Ramboll, die derzeit mit uns gemeinsam die Trassenstudie erarbeiten, waren alle drei Termine interessant und spannend – auch weil wir so eine Veranstaltung zum ersten Mal ausschließlich digital durchgeführt haben. Uns hat es Spaß gemacht, mit Euch ins Gespräch zu kommen und zu hören, was Euch rund um das Thema Mobilität und der Einführung eines neuen ÖPNV-Systems bewegt. Viele der Fragen, die wir auf den Veranstaltungen gesammelt haben, nehmen wir mit in die nächsten Planungsschritte.
In der vergangenen Woche haben wir schon Fragen zum Gesamtprojekt und erste Fragen zu Trassenverläufen beantwortet. In dieser Woche beantworten wir erneut Fragen zu möglichen Trassenverläufen des neuen, hochwertigen ÖPNV-Systems und allgemeine Fragen zur Planung und der Mobilitätswende.
Wird es eine Anbindung über den Ostring geben?
Der Ostring ermöglicht aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens keine sinnvolle Trassenführung. Es wäre keine störungsfreie Routenverbindung möglich.
Warum wird die Anbindung Elmschenhagens nicht über eine Streckenführung über die alte Preetzer Chaussee parallel zur B76 geplant?
Die Anbindung von Elmschenhagen über die B76, sowie parallel dazu, wurde untersucht, jedoch nicht weiterverfolgt. Die B76 stellt eine sehr stark belastete, übergeordnete Straßenverkehrsachse dar.
Eine Entscheidung zu einer deutlichen Umgestaltung, wie sie im Falle der Integration einer Eigentrasse für ein hochwertiges öffentliches Verkehrssystem erforderlich ist, kann daher die Landeshauptstadt Kiel nicht alleine treffen. Der Bau einer ÖPNV-Trasse parallel zur bestehenden B76 mit nur geringen Eingriffen würde den Abriss einiger angrenzender Gebäude erfordern. Dieser Ansatz wurde daher nicht weiter verfolgt.
Ist geplant in die Gewerbegebiete reinzufahren?
Die Gewerbegebiete sind wichtige Ziele, die grundsätzlich auch angeschlossen werden sollen. Eine direkte Anbindung bzw. die Führung durch Gewerbegebiete ist jedoch baulich nicht immer möglich.
Außerdem gibt es nicht in allen Gewerbegebieten die nötigen potenziellen Fahrgäste, die für ein hochwertiges öffentliches Verkehrssystem erforderlich sind. Sofern eine Anbindung mit dem neuen ÖPNV-System nicht möglich ist, soll die eine verbesserte Anbindung über das ergänzende Busnetz erfolgen.
Kommt auch eine Trasse direkt an der Kiellinie infrage?
Eine direkte Führung an der Kiellinie ist als Ergebnis der Kernnetzplanung nicht möglich. Auch in den vorhergehenden Studien wurde ermittelt, dass die potenzielle Nachfrage für ein hochwertiges System nicht ausreicht, trotz der Bedeutung der Kiellinie als Freizeitziel.
Inwieweit zu einem späteren Zeitpunkt städtische Erweiterungen hier möglich werden können, wird im Rahmen der Trassenstudie noch untersucht.
Stellt die Steigung der Bergstraße ein Problem für eine Tram dar, insbesondere bei Schnee und Glatteis?
Die Bergstraße hat zum größten Teil eine Steigung von weniger als 6 Prozent auf. Eine solche Steigung kann in beide Richtungen sowohl von einer Tram als auch von einem BRT-System ohne größere Einschränkungen überwunden werden, das zeigen Erfahrungen aus anderen Städten.
Wieso wird es keine Streckenführung über die Brunswiker Straße geben?
Eine Streckenführung über die Brunswiker Straße schneidet im Rahmen der Streckenbewertung für ein Kernnetz eines hochwertiges ÖPNV-Systems deutlicher schlechter ab als die Variante über die Bergstraße. Grund ist vor allem eine deutlich längere Fahrzeit und höhere Investitionskosten.
Diese Variante wird aber in einem zweiten Schritt im Rahmen der Untersuchung innerstädtischer Erweiterungsmöglichkeiten nochmal untersucht. Auch eine Führung durch den Schlossgarten wurde untersucht, wurde aber aufgrund von städtebaulichen, technischen und auch betrieblichen Probleme nicht weiterverfolgt.
Für die StadtRegionalBahn war eine Führung der Linie nach Suchsdorf über Klausbrook und eine Unterquerung der Eisenbahngleise hinter Bauhaus vorgesehen. Warum ist diese Variante in den aktuellen Planungen ausgeschieden?
Im Rahmen der Untersuchung der potentiellen Streckenabschnitte wurde auch eine solche Streckenführung untersucht. Im Vergleich zu den anderen parallelen Abschnitten über die Eckernförder Straße oder den Steenbeker Weg hat diese Variante aber schlechter abgeschnitten.
Die wesentlichen Gründe waren dabei die erforderlichen starken Eingriffe in die Grün- und Kleingartenanlagen zwischen dem Olof-Palme-Damm und dem Siedlungsbereich am Klausdorfer Weg. Zusätzlich wären auch neue Bauwerke zur Querung der Eisenbahn erforderlich. Eine Verknüpfung mit den Eisenbahnstrecken für ein mögliches künftiges Regionalstadtbahnkonzept ist auch bei den weiter zu untersuchenden Varianten möglich.
Wo soll die Querung der Schwentine erfolgen?
Die beste Querung der Schwentine wird aktuell im Rahmen einer gesonderten Machbarkeitsstudie bewertet. Erste Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen.
Ist geplant, Straßen komplett für den Autoverkehr zu sperren und nur für die ÖPNV-Trasse zu benutzen?
Es werden im Rahmen der Trassenstudie alle Optionen untersucht, wie eine Trassenführung erfolgen kann. Dabei kann es auch darum gehen, die anderen Verkehrsarten neu zu organisieren. Wie sich Funktionen von Straßen ändern können oder müssen, wird aktuell untersucht. Hierzu werden wir im Herbst im Rahmen von Veranstaltungen auch öffentlich beteiligen.
Warum sollen nur existierende ÖPNV-Strecken ersetzt werden, anstatt eine wirkliche Alternative zum Auto zu bieten?
Es werden nicht nur die existierenden ÖPNV-Strecken neu geplant, sondern das gesamte Stadtgebiet ergebnisoffen untersucht. Auf den Verbindungen mit der größten bündelbaren Nachfrage wird das hochwertige ÖPNV-System in Kiel verkehren – dazu zählen Ziele in der Innenstadt ebenso wie die einwohnerstarken Quartiere am Stadtrand, wie etwa Mettenhof oder Neumühlen-Dietrichsdorf. Dort wo das neue ÖPNV-System im Rahmen einer ersten Kernnetzplanung nicht realisiert werden kann, soll das ergänzende Busnetz die ÖPNV-Erreichbarkeit verbessern. Das begleitende Busnetz wird im gesamten Stadtgebiet in Kiel untersucht und neu geplant.
Spielt eine autofreie Innenstadt bei den Planungen eine Rolle?
Es gibt keinen Planungsauftrag, das Zentrum autofrei zu gestalten, die Erreichbarkeit der Innenstadt it dem Pkw und für Lieferverkehre soll möglich bleiben. Die aktuellen Planungen sind auf die Einführung eines hochwertigen ÖPNV-Systems ausgerichtet, das vielen Kieler*innen mehr Freiheiten in der Wahl ihres Verkehrsmittels ermöglichen wird. Es trägt dazu bei, den Autoverkehr in der Landeshauptstadt zu reduzieren und leistet zudem einen Beitrag zum Klimaschutz. Ein weiterer Zuwachs des Autoverkehrs würde in Kiel hingegen zu noch mehr Staus auf den Straßen führen. Eine Erweiterung der Kapazitäten für den Autoverkehr durch den Bau neuer Straßen und Parkplätze würde dann großflächige Eingriffe in die Bausubstanz erfordern und andere Nutzungen des Straßenraums, wie für Rad- und Fußverkehr, Grünanlagen, Einkaufsauslagen oder Außengastronomie weiter zurückdrängen.
Wie soll verhindert werden, dass dieses Trassen-BRT oder Tram vom Auto- oder Lieferverkehr blockiert wird?
Das neue hochwertige ÖPNV-System soll grundsätzlich auf eigener Trasse und somit vom Individualverkehr separiert geführt werden. Ob und durch welche baulichen oder verkehrsorganisatorischen Maßnahmen eine Befahrung der eigenen Trasse für das hochwertige ÖPNV-System verhindert werden soll, wird in den kommenden Planungsphasen festgelegt. Dies gilt auch für die Abschnitte, wo keine eigene ÖPNV-Trasse umsetzbar ist.
Was bedeutet „technologieoffen“ im Rahmen der aktuellen Planungen?
Technologieoffen bedeutet, dass beispielsweise die Antriebstechnologie des hochwertigen ÖPNV-Systems noch nicht endgültig festgelegt ist. Es ist also noch offen, ob das Tram- oder BRT-System mit Oberleitung, teilweise oberleitungsfrei oder mit alternativen Antriebstechnologien fahren wird. Die Trasse wird dabei so geplant, dass alle Antriebskonzepte umsetzbar sind.